Es kann unmöglich wahr sein, dass
es bereits Ende Juli ist und meine Reise nur noch knapp 6 Wochen dauern soll.
Die Zeit ist mal wieder an mir vorbei gerannt und ich hinke hinterher. Ich habe
seit meinem letzten Eintrag so dermaßen viel erlebt, dass ich am liebsten eine
externe Festplatte an meinem Kopf andocken möchte, um mir jede Erinnerung
zu bewahren. Mein Gehirn ist schon lange an die Grenzen seiner
Speicherkapazität angelangt und ich muss jedes Mal verhandeln, wenn ich ein
neues tolles Erlebnis speichern will. Wie gewohnt werde ich also auf diesem
Wege mein Gehirn ein wenig entlasten und
die letzten paar Wochen in diesen Eintrag verfrachten.
Blicken wir noch einmal kurz
zurück und spielen „Was bisher geschah“: Ich war noch ein paar Tage in Brisbane. Da habe ich unter anderem einen kuriosen Wintermarkt mit Eislaufbahn und heißem Chai Latte for free besucht, während ich Shorts und Tshirt anhatte. Das hat sich relativ falsch angefühlt. Weiterhin habe ich mich in Brisbane mit zwei Typen (Phil
1=Holländer und Phil 2=Deutscher)getroffen, mit denen ich ein Stück Richtung
Norden, nach Noosa, reisen wollte. Die Reise war sogar für deutsche
Entfernungen sehr kurz und nach nur ca. 2h waren wir da. Zunächst haben wir den
Strand angesteuert und uns mit Sophie, der Deutschen, mit der ich von Byron
nach Brisbane gefahren bin, getroffen. Abends hat mich mein Couchsurfer Justin
(ein 30jähriger alleinstehender Vater mit Kind) abgeholt und in sein frisch
bezogenes Eigenheim gebracht. Ich hatte mal wieder mein eigenes Zimmer mit Bad
und allem drum und dran. Justin ist der wohl disziplinierteste Mensch, der mir
je untergekommen ist. Der Mensch huscht allen Ernstes jeden Abend um 20Uhr (!!!)
ins Bett, um dann fit wie ein Turnschuh 4.30Uhr (!!!) morgens wieder
aufzustehen. Dann springt er auf seine Yogamatte, meditiert, verrenkt sich und
joggt anschließend am Strand herum. Ich könnte das nicht. Sich jeden Tag so
früh aus dem Bett zu krepeln. Ich finds ja schon schrecklich, mich gegen 7Uhr
aus meiner Koje zu schleppen. Dieser Couchsurfing-Aufenthalt ging jedenfalls nicht
unbemerkt an mir vorrüber. Ich hab mich so faul gefühlt, dass ich seit meiner
Tage bei Justin nun regelmäßig Sit-Ups mache. :) Ansonsten habe ich in Noosa ein wenig die
Umgebung ausgepeilt. Begleitet wurde ich dabei von Sophie, einem der Phils,
zwei Mädels aus Berlin (Anni und Jenni) und einem Engländer namens Tom. Seit
Neuseeland habe ich seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder einen kleinen
Walkingtrack bestritten und mich danach super gut gefühlt.
Nach ein paar Tagen in Noosa ging
es mit Sophie, den Berliner Mädels und Tom zu einem Wochendmarkt in Eumundi.
Der Markt war super schön aufgezogen und ich hab mich ein wenig gefühlt wie auf
dem Flohmarkt im Mauerpark. Wäre ich mit ner´ riesen Reisetasche und nem´ fetten
Budget dagewesen, hätt ich mich wahrscheinlich dumm und dämlich gekauft.
Vom Markt aus ging es für Sophie
wieder nach Noosa und für den Rest von uns mit dem Van der Berliner Mädels nach
Norden. Genauer gesagt: nach Rainbow Beach, dem Ausgangspunkt für Touren nach
Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt.
Nach einem Blick auf die unzähligen Flyer verschiedener Touranbieter hab
ich mich auf diesen Trip gefreut wie Bolle. Auf Fraser Island gibt’s nämlich u.a. Lake
McKenzie, einen wundervollen See mit türkisblauem Wasser und blendend weißem
Sand. Leider ist der See während unserer Anwesenheit nicht zu Topformen
aufgelaufen. Es hat den ganzen Tag geschüttet wie blöde und so hat die trübe
Plürre auf meinen Fotos nix mehr mit den Hochglanzflyern gemeinsam:
Trotz des Regens hab ich
versucht, den Trip zu genießen und tatsächlich waren einige andere Höhepunkte
trotz Abwesenheit von Sonne sehr schön:
Zurück in Rainbow Beach habe ich eine relativ schlaflose Nacht mit Tom und zahlreichen anderen Engländern vorm Fernseher verbracht, um das Spiel England gegen Italien ansehen zu können. Das Ganze war sehr amüsant, wenn man von der Tatsache absieht, das England letztendlich verloren hat. Tom ist dann am nächsten Morgen abgereist und ich hab mich aufs Ohr gehauen.
Am nächsten Tag bin ich mit Anni
und Jenni weiter nach oben gereist. Leider war auch wieder der Regen mit von
der Partie. Wir haben also unsere nächsten geplanten Stopps (Agnes Waters und
Town of 1770) nur sehr kurz angesteuert, um dann weiter nach Mackay zu
brettern. Ich muss an dieser Stelle mal kurz den Zustand des Autos der Mädels
erwähnen. Bei Molly handelt es sich um einen in die Jahre gekommenen Van, der
sich ohne Hilfe nicht in den 5.Gang schalten lässt, keine Außenspiegel hat,
einen Mini Tank besitzt und ächzt wie ein kleiner Rentner. Besonders der
Minitank hätte uns auf dem Weg nach Mackay beinahe das Genick gebrochen. Mitten
im Nirgendwo ging nämlich auf einmal die Tanknadel drastisch runter. Wir sind
daraufhin mit 40km/h durch eine 100km/h Gegend getuckert und haben die fetten
Truckfahrer hinter uns gewaltig geärgert. Wir hätten ein bisschen dämlich aus
der Wäsche geguckt, wenn uns nicht ein Freund der Mädels seinen Ersatzkanister
zur Verfügung gestellt hätte. Somit war die Situation gerettet und es konnte
weitergehen.
Eigentlich wollten wir Mackay
erst ein paar Tage später anfahren. Ich war daher umso erleichterter, als mir
ein Couchsurferpärchen, dass ich erst am selben Morgen angeschrieben hatte, per
SMS eine Zusage für die kommende Nacht gab. Kat und Robin waren beide super interessante
Menschen – und mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen…. Nicht mal mehr eine
Woche blieb den beiden bis zur Trauung und trotzdem haben sie mich aufgenommen.
Ich hatte eine tolle, wenn auch kurze Zeit mit ihnen und wäre am liebsten bei
der Hochzeit dabei gewesen. Kat hat sogar mit mir und den Mädels (die beiden
haben im Van vorm Haus geschlafen) das Halbfinalspiel Deutschland vs. Italien
angeschaut. Das war natürlich mal wieder mitten in der Nacht. Ansonsten gabs in
Mackay noch einen weiteren Vorfall mit Molly. Direkt an einer Kreuzung hat die
Gute einfach den Geist aufgegeben und wollte nicht mehr weiterfahren. Scheinbar
sind wir die übelsten Glücksschweine, da kurze Zeit später ein Typ neben uns
gehalten hat, der zufällig Automechaniker war. Der hat die Mädels vor ner
dicken Abschlepprechnung bewahrt und uns den Tag gerettet. Leider waren der Typ
und sein Kumpel ziemlich anhänglich und wollten nicht mehr von unserer Seite
weichen. Da wir nicht unhöflich wirken wollten, haben wir noch ein Bierchen mit
denen getrunken und sind anschließend am Hafen entlanggedödelt. Irgendwann haben
wir sie dann mit der Ausrede abgewimmelt, dass wir mit meinen Couchsurfern zum
Essen verabredet seien.
Von Mackay ging es mit meinen
Mädels weiter nach Airlie Beach. Von dem kleinen Partyort ist es nicht weit zu
den berühmt berüchtigten Whitsundays, einer traumhaften Inselgruppe, die sich
aus 74 Inseln zusammensetzt. Die Hauptattraktion der Whitsundays ist definitiv
Whitehaven Beach. Dieser Strand gilt mit einem Quarzgehalt von nahezu
99 % als einer der weißesten Strände der Welt.
In Airlie Beach hab ich zusammen
mit Sophie gecouchsurft. Unser Couchsurfer war ein ziemlich durchgedrehter Typ,
mit dem ich mich nicht allzu wohl gefühlt habe.
Trotzdem sind wir da ne Weile
geblieben. Zwischendurch haben wir noch bei einem anderen Couchsurfing-Mitglied
ge“boot“surft. :) Mit Joe und seinem Segelboot gings für 2 Tage raus in die
Whitsundays. Da sind wir dann bei heftigem Wind rumgeschippert und haben die
Nacht aufm Boot verbracht.

Das war vielleicht ein Erlebnis. Ich hätt ewig den Sternenhimmel anschauen können.
Zurück in Airlie bin ich dann in ein Hostel gezogen und hab zusammen mit Sandhya, einer Freundin aus Byron Bay, einen 1-Tages- Trip zum Whitehaven Beach gebucht.
Feuershow am Strand von Airlie |
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Das war vielleicht ein Erlebnis. Ich hätt ewig den Sternenhimmel anschauen können.
Zurück in Airlie bin ich dann in ein Hostel gezogen und hab zusammen mit Sandhya, einer Freundin aus Byron Bay, einen 1-Tages- Trip zum Whitehaven Beach gebucht.
Das war einer der schönsten Trips, den ich bisher auf dieser Reise unternommen hab. Früh morgens gings mitm Boot raus. Erste Anlaufstelle war ein Aussichtspunkt, von dem man die ganze Farbenpracht von Whitehaven Beach bewundern konnte. Ich hätte 1000 Fotos schießen können, so schön war es da. Selbst die Strände in Thailand haben es nicht geschafft, mich so sehr zu begeistern. Anschließend gings dann zum Strand selbst. Auch da haben wir wieder massenhaft Bilder geschossen und uns über unser eigenes Glück gefreut, mal kurz n Abstecher ins Paradies gemacht zu haben. Nach ner Weile planschen gabs ein leckeres Barbecue und danach sind wir raus aufs Meer zum schnorcheln gefahren. Auch das war der Wahnsinn. So viele bunte Farben, so viele lustige Fische – und alles ganz nah. Den Rückweg über hab ich nur gestrahlt und sicher hab ich auch noch im Traum vor mich hingeschmunzelt.
Was ist noch in Airlie passiert? Eines Abends wollten Sandhya und ich den Luxus unserer Riesenhostelbadewanna nutzen. Wir also mit Sekt und Bikini rein ins warme Wasser und direkt im Kopf den Entspann-Modus eingeschalten. Nach 10 Minuten kam einer unserer Zimmergenossen mit seinem Freund an und schon waren wir ungefragt zu viert in der Badewanne. AHA. Das ist für mich irgendwie so typisch „Backpacking in Australia“. Das Land ist war wunderschön, aber die ganzen feierwütigen „ich löt mir die Birne zu“-Flachzangen machen es irgendwie kaputt. Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht gerne feiern gehe und Alkohol trinke. Mich stört hier nur die Art, wie das ganze betrieben wird. Hauptsache ich kann nach 20Uhr nicht mehr geradeaus laufen und hab gegen 21Uhr ein ebenso betrunkenes Wesen abgeschleppt. Das scheint für viele hier der einzige Daseinszweck zu sein. Da gelob ich mir doch meine angenehmen Couches mit meinen angenehmen Gastgebern. So lernt man einerseits viel mehr von der Stadt kennen und andererseits bleiben einem vom oberen Bett strullernde Suffköppe und nächtliche Ruhestörungen erspart.
Zurück zu Airlie: Von dort wollte
ich eigentlich weiter nach Townsville und dann nach Mission Beach. Meine
Berliner Mädels sind schon ein wenig früher abgereist, weswegen ich zur
Abwechslung mal wieder eine Mitfahrgelegenheit brauchte. Ich hatte keine Lust
auf Greyhound-Bus und hab zum Glück kurzfristig eine Französin (Johanne) mit
ihren zwei Kindern kennengelernt, die am nächsten Tag an Townsville
vorbeigefahren sind und mich mitgenommen haben. Kurz nachdem wir morgens ins
Auto eingestiegen sind, hat es angefangen zu schütten wie blöde. Daraufhin hab
ich kurzfristig meine Pläne geändert und bin mit den dreien direkt nach Cairns
gefahren. Während der rund 8stündigen Fahrt hat mir Johanne irgendwann
angeboten, bei ihr zu bleiben und so hatte ich für die nächste Woche wiedermal
eine kostenlose Unterkunft. Manchmal hab ich mich mit ihren Mädels (5 und 8
Jahre) in meine Au-Pair Zeit zurückgesetzt gefühlt. Mein Französisch hat sich
in den Tagen übrigens auch wieder etwas verbessert. Ein positiver Nebeneffekt.
In Cairns haben die Berliner
Mädels und ich ich ziemlich viel vom Nachtleben mitgenommen. Jeden Abend hatte
man die Qual der Wahl, was die Abendplanung betrifft. Von Lady- und Mexican
Nights mit Free Sombrero über Bad-Taste-Parties bis hin zu Jelly Wrestling wurde einem alles angeboten. Cairns tut alles,
um den allgemeinen Backpacker zufriedenzustellen. Die Tage haben wir meist an
der Lagune neben dem Meer verbracht (Meer ist wegen Krokodilen tabu) und
gefaulenzt. Cairns an sich ist nicht wirklich hübsch, punktet aber mit seiner
perfekten Lage zum Great Barrier Reef. Das wollten wir uns natürlich auf keinen
Fall entgehen lassen und haben einen kombinierten Tauch- und Schnorcheltrip
gebucht. Bei deftigem Wellengang ging es raus aufs offene Wasser. Normalerweise
brauch man um Tauchen zu gehen einen richtigen Tauchschein. Bei unserem
Touroperator musste man nur 2-3 Fragen beantworten, hat einen 15minütigen
Vortrag gehalten bekommen und durfte anschliessend ins Wasser. Ich war deftig
erkältet und hätte eigentlich gar nicht tauchen dürfen. Die haben mich aber
trotzdem gehen lassen und ich hab mir gedacht, dass ich mich ja bemerkbar
machen kann, sobald mir irgendwas komisch vorkommt oder so. Tja, denkste.
Zunächst einmal hatte ich Probleme beim runtertauchen und musste nochmal kurz
hoch. Beim zweiten runtertauchen wurde mir keine Zeit gelassen, den Druck
auszugleichen, sodass mir während des halbstündigen Tauchtripps richtig fies
die Ohren wehgetan haben. Als ich das meinem Tauchcoach vermitteln wollte, ist
er einfach immer weiter runtergetaucht. Ich bin immer panischer geworden aus
Angst, dass mir vielleicht das Trommelfell platzen könnte und hab dann
irgendwann auch noch Wasser in meiner Maske gehabt. Toll. Viel genießen konnte
ich also nicht. Es war auch nicht so hilfreich das mich Anni, als ich aus dem
Wasser kam, ganz verschreckt angesehen hat. Scheinbar hatte ich lauter Blut im
Gesicht und musste nen komischen Eindruck gemacht haben. War aber nur
Nasenbluten und nicht weiter schlimm. Trotzdem gings mir nach dem Tauchen nicht
so dolle und ich war echt froh, raus ausm Wasser zu sein. Es ist etwas schade,
dass mein erstes Taucherlebnis so negativ war. Ich werde aber definitiv
irgendwann nochmal einen Tauchkurs machen und dann von Grund auf lernen, wie
man sich unter Wasser verhält. Das anschließende Schnorcheln hat mir da schon
mehr zugesagt. Da konnte ich bestimmen, was ich machen wollte. Die
Unterwasserwelt war super beeindruckend und ich hätt da ewig rumschwimmen
können. Die Wellen waren zwar heftig und haben einen immer ins Riff getrieben
(meine Beine sahen danach arg zerkratzt aus), aber trotzdem war das Schnorcheln
erste Sahne.
Nach meinem Tauchtrip ging es am
nächsten Tag nach Townsville. Übers Internet habe ich nach Reisepartnern fürs Outback gesucht und bin auf einen Holländer
mit Auto gestoßen. Mit dem und einer Deutschen habe ich mich ins Townsville
getroffen und am nächsten Tag sind wir mit Sack und Pack losgezogen ins Herz
Australiens.
An dieser Stelle höre ich für
heute erstmal auf, weil ich jetzt los muss. Das Outback habe ich mittlerweile
so gut wie hinter mir gelassen (ich bin gerade in Alice Springs) und die
nächsten paar Tage werde ich wieder internetlos auf dem Weg nach Darwin
verbringen. Dort werde ich euch dann mit Fotos und dem Rest meines Trips
versorgen.
Bis ganz bald ihr Lieben!!!
PS: Ich hatte keine Zeit mehr, die Fotos richtig anzuordnen, daher gibts hier jetzt nur ein paar vermischte Eindrücke:
Wintermarkt in Brisbane bei strahlendem Sonnenschein |
Noosa zusammen mit Tom |
Noosa |
Lake MacKenzie |
Schiffswrack |
lustiges Gewächs auf Fraser Island |
die Pinnacles - eine Formation von verschiedensten Sandarten |
kleines Bächlein auf Fraser |
gestrandeter Wal :( |
wilder Dingo |