Donnerstag, 26. Juli 2012

Teil 1: Up the Coast - from Brisbane to Cairns

Es kann unmöglich wahr sein, dass es bereits Ende Juli ist und meine Reise nur noch knapp 6 Wochen dauern soll. Die Zeit ist mal wieder an mir vorbei gerannt und ich hinke hinterher. Ich habe seit meinem letzten Eintrag so dermaßen viel erlebt, dass ich am liebsten eine externe Festplatte an meinem Kopf andocken möchte, um mir jede Erinnerung zu bewahren. Mein Gehirn ist schon lange an die Grenzen seiner Speicherkapazität angelangt und ich muss jedes Mal verhandeln, wenn ich ein neues tolles Erlebnis speichern will. Wie gewohnt werde ich also auf diesem Wege  mein Gehirn ein wenig entlasten und die letzten paar Wochen in diesen Eintrag  verfrachten. 

Blicken wir noch einmal kurz zurück und spielen „Was bisher geschah“: Ich war noch ein paar Tage in Brisbane. Da habe ich unter anderem einen kuriosen Wintermarkt mit Eislaufbahn und heißem Chai Latte for free besucht, während ich Shorts und Tshirt anhatte. Das hat sich relativ falsch angefühlt. Weiterhin habe ich mich in Brisbane mit zwei Typen (Phil 1=Holländer und Phil 2=Deutscher)getroffen, mit denen ich ein Stück Richtung Norden, nach Noosa, reisen wollte. Die Reise war sogar für deutsche Entfernungen sehr kurz und nach nur ca. 2h waren wir da. Zunächst haben wir den Strand angesteuert und uns mit Sophie, der Deutschen, mit der ich von Byron nach Brisbane gefahren bin, getroffen. Abends hat mich mein Couchsurfer Justin (ein 30jähriger alleinstehender Vater mit Kind) abgeholt und in sein frisch bezogenes Eigenheim gebracht. Ich hatte mal wieder mein eigenes Zimmer mit Bad und allem drum und dran. Justin ist der wohl disziplinierteste Mensch, der mir je untergekommen ist. Der Mensch huscht allen Ernstes jeden Abend um 20Uhr (!!!) ins Bett, um dann fit wie ein Turnschuh 4.30Uhr (!!!) morgens wieder aufzustehen. Dann springt er auf seine Yogamatte, meditiert, verrenkt sich und joggt anschließend am Strand herum. Ich könnte das nicht. Sich jeden Tag so früh aus dem Bett zu krepeln. Ich finds ja schon schrecklich, mich gegen 7Uhr aus meiner Koje zu schleppen. Dieser Couchsurfing-Aufenthalt ging jedenfalls nicht unbemerkt an mir vorrüber. Ich hab mich so faul gefühlt, dass ich seit meiner Tage bei Justin nun regelmäßig Sit-Ups mache. :)  Ansonsten habe ich in Noosa ein wenig die Umgebung ausgepeilt. Begleitet wurde ich dabei von Sophie, einem der Phils, zwei Mädels aus Berlin (Anni und Jenni) und einem Engländer namens Tom. Seit Neuseeland habe ich seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder einen kleinen Walkingtrack bestritten und mich danach super gut gefühlt.

Nach ein paar Tagen in Noosa ging es mit Sophie, den Berliner Mädels und Tom zu einem Wochendmarkt in Eumundi. Der Markt war super schön aufgezogen und ich hab mich ein wenig gefühlt wie auf dem Flohmarkt im Mauerpark. Wäre ich mit ner´ riesen Reisetasche und nem´ fetten Budget dagewesen, hätt ich mich wahrscheinlich dumm und dämlich gekauft.


Vom Markt aus ging es für Sophie wieder nach Noosa und für den Rest von uns mit dem Van der Berliner Mädels nach Norden. Genauer gesagt: nach Rainbow Beach, dem Ausgangspunkt für Touren nach Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt.  Nach einem Blick auf die unzähligen Flyer verschiedener Touranbieter hab ich mich auf diesen Trip gefreut wie Bolle.  Auf Fraser Island gibt’s nämlich u.a. Lake McKenzie, einen wundervollen See mit türkisblauem Wasser und blendend weißem Sand. Leider ist der See während unserer Anwesenheit nicht zu Topformen aufgelaufen. Es hat den ganzen Tag geschüttet wie blöde und so hat die trübe Plürre auf meinen Fotos nix mehr mit den Hochglanzflyern gemeinsam:

Trotz des Regens hab ich versucht, den Trip zu genießen und tatsächlich waren einige andere Höhepunkte trotz Abwesenheit von Sonne sehr schön:

Zurück in Rainbow Beach habe ich eine relativ schlaflose Nacht mit Tom und zahlreichen anderen Engländern vorm Fernseher verbracht, um das Spiel England gegen Italien ansehen zu können. Das Ganze war sehr amüsant, wenn man von der Tatsache absieht, das England letztendlich verloren hat. Tom ist dann am nächsten Morgen abgereist und ich hab mich aufs Ohr gehauen.

Am nächsten Tag bin ich mit Anni und Jenni weiter nach oben gereist. Leider war auch wieder der Regen mit von der Partie. Wir haben also unsere nächsten geplanten Stopps (Agnes Waters und Town of 1770) nur sehr kurz angesteuert, um dann weiter nach Mackay zu brettern. Ich muss an dieser Stelle mal kurz den Zustand des Autos der Mädels erwähnen. Bei Molly handelt es sich um einen in die Jahre gekommenen Van, der sich ohne Hilfe nicht in den 5.Gang schalten lässt, keine Außenspiegel hat, einen Mini Tank besitzt und ächzt wie ein kleiner Rentner. Besonders der Minitank hätte uns auf dem Weg nach Mackay beinahe das Genick gebrochen. Mitten im Nirgendwo ging nämlich auf einmal die Tanknadel drastisch runter. Wir sind daraufhin mit 40km/h durch eine 100km/h Gegend getuckert und haben die fetten Truckfahrer hinter uns gewaltig geärgert. Wir hätten ein bisschen dämlich aus der Wäsche geguckt, wenn uns nicht ein Freund der Mädels seinen Ersatzkanister zur Verfügung gestellt hätte. Somit war die Situation gerettet und es konnte weitergehen. 

Eigentlich wollten wir Mackay erst ein paar Tage später anfahren. Ich war daher umso erleichterter, als mir ein Couchsurferpärchen, dass ich erst am selben Morgen angeschrieben hatte, per SMS eine Zusage für die kommende Nacht gab. Kat und Robin waren beide super interessante Menschen – und mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen…. Nicht mal mehr eine Woche blieb den beiden bis zur Trauung und trotzdem haben sie mich aufgenommen. Ich hatte eine tolle, wenn auch kurze Zeit mit ihnen und wäre am liebsten bei der Hochzeit dabei gewesen. Kat hat sogar mit mir und den Mädels (die beiden haben im Van vorm Haus geschlafen) das Halbfinalspiel Deutschland vs. Italien angeschaut. Das war natürlich mal wieder mitten in der Nacht. Ansonsten gabs in Mackay noch einen weiteren Vorfall mit Molly. Direkt an einer Kreuzung hat die Gute einfach den Geist aufgegeben und wollte nicht mehr weiterfahren. Scheinbar sind wir die übelsten Glücksschweine, da kurze Zeit später ein Typ neben uns gehalten hat, der zufällig Automechaniker war. Der hat die Mädels vor ner dicken Abschlepprechnung bewahrt und uns den Tag gerettet. Leider waren der Typ und sein Kumpel ziemlich anhänglich und wollten nicht mehr von unserer Seite weichen. Da wir nicht unhöflich wirken wollten, haben wir noch ein Bierchen mit denen getrunken und sind anschließend am Hafen entlanggedödelt. Irgendwann haben wir sie dann mit der Ausrede abgewimmelt, dass wir mit meinen Couchsurfern zum Essen verabredet seien.


Von Mackay ging es mit meinen Mädels weiter nach Airlie Beach. Von dem kleinen Partyort ist es nicht weit zu den berühmt berüchtigten Whitsundays, einer traumhaften Inselgruppe, die sich aus 74 Inseln zusammensetzt. Die Hauptattraktion der Whitsundays ist definitiv Whitehaven Beach. Dieser Strand gilt mit einem Quarzgehalt von nahezu 99 % als einer der weißesten Strände der Welt. 

In Airlie Beach hab ich zusammen mit Sophie gecouchsurft. Unser Couchsurfer war ein ziemlich durchgedrehter Typ, mit dem ich mich nicht allzu wohl gefühlt habe.

Feuershow am Strand von Airlie
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Trotzdem sind wir da ne Weile geblieben. Zwischendurch haben wir noch bei einem anderen Couchsurfing-Mitglied ge“boot“surft. :) Mit Joe und seinem Segelboot gings für 2 Tage raus in die Whitsundays. Da sind wir dann bei heftigem Wind rumgeschippert und haben die Nacht aufm Boot verbracht.




Das war vielleicht ein Erlebnis. Ich hätt ewig den Sternenhimmel anschauen können.


 Zurück in Airlie bin ich dann in ein Hostel gezogen und hab zusammen mit Sandhya, einer Freundin aus Byron Bay, einen 1-Tages- Trip zum Whitehaven Beach gebucht. 

Das war einer der schönsten Trips, den ich bisher auf dieser Reise unternommen hab. Früh morgens gings mitm Boot raus. Erste Anlaufstelle war ein Aussichtspunkt, von dem man die ganze Farbenpracht von Whitehaven Beach bewundern konnte. Ich hätte 1000 Fotos schießen können, so schön war es da. Selbst die Strände in Thailand haben es nicht geschafft, mich so sehr zu begeistern. Anschließend gings dann zum Strand selbst. Auch da haben wir wieder massenhaft Bilder geschossen und uns über unser eigenes Glück gefreut, mal kurz n Abstecher ins Paradies gemacht zu haben. Nach ner Weile planschen gabs ein leckeres Barbecue und danach sind wir raus aufs Meer zum schnorcheln gefahren. Auch das war der Wahnsinn. So viele bunte Farben, so viele lustige Fische – und alles ganz nah. Den Rückweg über hab ich nur gestrahlt und sicher hab ich auch noch im Traum vor mich hingeschmunzelt.










Was ist noch in Airlie passiert? Eines Abends wollten Sandhya und ich den Luxus unserer Riesenhostelbadewanna nutzen. Wir also mit Sekt und Bikini rein ins warme Wasser und direkt im Kopf den Entspann-Modus eingeschalten. Nach 10 Minuten kam einer unserer Zimmergenossen mit seinem Freund an und schon waren wir ungefragt zu viert in der Badewanne. AHA. Das ist für mich irgendwie so typisch „Backpacking in Australia“. Das Land ist war wunderschön, aber die ganzen feierwütigen „ich löt mir die Birne zu“-Flachzangen machen es irgendwie kaputt. Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht gerne feiern gehe und Alkohol trinke. Mich stört hier nur die Art, wie das ganze betrieben wird. Hauptsache ich kann nach 20Uhr nicht mehr geradeaus laufen und hab gegen 21Uhr ein ebenso betrunkenes Wesen abgeschleppt. Das scheint für viele hier der einzige Daseinszweck zu sein. Da gelob ich mir doch meine angenehmen Couches mit meinen angenehmen Gastgebern. So lernt man einerseits viel mehr von der Stadt kennen und andererseits bleiben einem vom oberen Bett strullernde Suffköppe und nächtliche Ruhestörungen erspart.  

Zurück zu Airlie: Von dort wollte ich eigentlich weiter nach Townsville und dann nach Mission Beach. Meine Berliner Mädels sind schon ein wenig früher abgereist, weswegen ich zur Abwechslung mal wieder eine Mitfahrgelegenheit brauchte. Ich hatte keine Lust auf Greyhound-Bus und hab zum Glück kurzfristig eine Französin (Johanne) mit ihren zwei Kindern kennengelernt, die am nächsten Tag an Townsville vorbeigefahren sind und mich mitgenommen haben. Kurz nachdem wir morgens ins Auto eingestiegen sind, hat es angefangen zu schütten wie blöde. Daraufhin hab ich kurzfristig meine Pläne geändert und bin mit den dreien direkt nach Cairns gefahren. Während der rund 8stündigen Fahrt hat mir Johanne irgendwann angeboten, bei ihr zu bleiben und so hatte ich für die nächste Woche wiedermal eine kostenlose Unterkunft. Manchmal hab ich mich mit ihren Mädels (5 und 8 Jahre) in meine Au-Pair Zeit zurückgesetzt gefühlt. Mein Französisch hat sich in den Tagen übrigens auch wieder etwas verbessert. Ein positiver Nebeneffekt. 

In Cairns haben die Berliner Mädels und ich ich ziemlich viel vom Nachtleben mitgenommen. Jeden Abend hatte man die Qual der Wahl, was die Abendplanung betrifft. Von Lady- und Mexican Nights mit Free Sombrero über Bad-Taste-Parties bis hin zu Jelly Wrestling  wurde einem alles angeboten. Cairns tut alles, um den allgemeinen Backpacker zufriedenzustellen. Die Tage haben wir meist an der Lagune neben dem Meer verbracht (Meer ist wegen Krokodilen tabu) und gefaulenzt. Cairns an sich ist nicht wirklich hübsch, punktet aber mit seiner perfekten Lage zum Great Barrier Reef. Das wollten wir uns natürlich auf keinen Fall entgehen lassen und haben einen kombinierten Tauch- und Schnorcheltrip gebucht. Bei deftigem Wellengang ging es raus aufs offene Wasser. Normalerweise brauch man um Tauchen zu gehen einen richtigen Tauchschein. Bei unserem Touroperator musste man nur 2-3 Fragen beantworten, hat einen 15minütigen Vortrag gehalten bekommen und durfte anschliessend ins Wasser. Ich war deftig erkältet und hätte eigentlich gar nicht tauchen dürfen. Die haben mich aber trotzdem gehen lassen und ich hab mir gedacht, dass ich mich ja bemerkbar machen kann, sobald mir irgendwas komisch vorkommt oder so. Tja, denkste. Zunächst einmal hatte ich Probleme beim runtertauchen und musste nochmal kurz hoch. Beim zweiten runtertauchen wurde mir keine Zeit gelassen, den Druck auszugleichen, sodass mir während des halbstündigen Tauchtripps richtig fies die Ohren wehgetan haben. Als ich das meinem Tauchcoach vermitteln wollte, ist er einfach immer weiter runtergetaucht. Ich bin immer panischer geworden aus Angst, dass mir vielleicht das Trommelfell platzen könnte und hab dann irgendwann auch noch Wasser in meiner Maske gehabt. Toll. Viel genießen konnte ich also nicht. Es war auch nicht so hilfreich das mich Anni, als ich aus dem Wasser kam, ganz verschreckt angesehen hat. Scheinbar hatte ich lauter Blut im Gesicht und musste nen komischen Eindruck gemacht haben. War aber nur Nasenbluten und nicht weiter schlimm. Trotzdem gings mir nach dem Tauchen nicht so dolle und ich war echt froh, raus ausm Wasser zu sein. Es ist etwas schade, dass mein erstes Taucherlebnis so negativ war. Ich werde aber definitiv irgendwann nochmal einen Tauchkurs machen und dann von Grund auf lernen, wie man sich unter Wasser verhält. Das anschließende Schnorcheln hat mir da schon mehr zugesagt. Da konnte ich bestimmen, was ich machen wollte. Die Unterwasserwelt war super beeindruckend und ich hätt da ewig rumschwimmen können. Die Wellen waren zwar heftig und haben einen immer ins Riff getrieben (meine Beine sahen danach arg zerkratzt aus), aber trotzdem war das Schnorcheln erste Sahne. 

Nach meinem Tauchtrip ging es am nächsten Tag nach Townsville. Übers Internet habe ich nach Reisepartnern  fürs Outback gesucht und bin auf einen Holländer mit Auto gestoßen. Mit dem und einer Deutschen habe ich mich ins Townsville getroffen und am nächsten Tag sind wir mit Sack und Pack losgezogen ins Herz Australiens.

An dieser Stelle höre ich für heute erstmal auf, weil ich jetzt los muss. Das Outback habe ich mittlerweile so gut wie hinter mir gelassen (ich bin gerade in Alice Springs) und die nächsten paar Tage werde ich wieder internetlos auf dem Weg nach Darwin verbringen. Dort werde ich euch dann mit Fotos und dem Rest meines Trips versorgen.

Bis ganz bald ihr Lieben!!!

 PS: Ich hatte keine Zeit mehr, die Fotos richtig anzuordnen, daher gibts hier jetzt nur ein paar vermischte Eindrücke:
Wintermarkt in Brisbane bei strahlendem Sonnenschein
Noosa zusammen mit Tom


Noosa
Lake MacKenzie



Schiffswrack
lustiges Gewächs auf Fraser Island

die Pinnacles - eine Formation von verschiedensten Sandarten

kleines Bächlein auf Fraser
gestrandeter Wal :(

wilder Dingo