Freitag, 3. August 2012

Teil 2: Vom australischen Busch zu den Kakadus

Ihr Lieben,

vor 3 Tagen bin ich in Darwin, also ganz im Norden von Australien, angekommen und da ich hier endlich mal wieder Internet habe, gibt’s wie versprochen die Fortsetzung meines letzten Blogeintrags. 

Wie bereits erwähnt habe ich übers Internet nach Reisepartnern für einen Roadtrip durchs Zentrum Australiens gesucht. Relativ prompt hat mir Edwin, ein 26-jähriger Holländer geantwortet, dass er in ein paar Tagen von Townsville aus losstarten wolle und bereits eine andere Deutsche (Swantje) mit im Boot habe. Ich hab mich gefreut wie n Schneekönig, dass ich so schnell jemanden gefunden hab und bin dann am Montag vor 2 ½ Wochen von Cairns nach Townsville gedüst, um die beiden kennenzulernen und am darauffolgenden Tag loszustarten. Sie erschienen mir sympathisch genug, weswegen den zu bewältigenden 5000km Fahrt nichts mehr im Wege stand.
Am Dienstag gings also los. Die erste spannende Station auf unserer Reise war Alice Springs, eine der größten Städte im Outback. Um da hinzukommen, mussten wir aber erstmal etliche Kilometer runterschrubben. 2 Tage sind wir komplett durchgefahren. Einzige Abwechslung waren kurze Essens-, Tank- und Schlafpausen... und die Devils Marbels:






Umso näher wir der Mitte Australiens kamen, desto kälter wurde es nachts. Während also tagsüber die Sonne so gebrannt hat, dass ich dachte, ich trockne jede Sekunde aus, musste ich nachts versuchen, mich in meinen bis max. +7°C Schlafsack mit zwei weiteren Decken, jeder Menge Socken und allen anderen langen Sachen, die ich hatte, warm zu halten. Das ich mich in Cairns übelst erkältet hatte und die ganze Nacht über husten und prusten musste, hats irgendwie nicht besser gemacht und die Erkältung habe ich immer noch, auch noch 3 Wochen später. Geschlafen haben wir jedenfalls zu dritt in nem Mini-2-Mann-Zelt und es war jedes Mal n Kampf und jeden Zentimeter Schlaffläche. Trotzdem hat dieses Presswurst-Schlaffeeling dafür gesorgt, dass es im Zelt ein wenig wärmer wurde. :)

Einen etwas längeren Stopp haben wir zwangsweise noch in Mount Isa eingelegt. Bereits am ersten Tag unserer Reise hatte ich nämlich plötzlich einen übelst stechenden Schmerz im Hinterkopf und mir wurde des Öfteren schwindlig. Der Kopfschmerz wurde immer schlimmer statt besser. Da ich erst ein paar Tage vorher tauchen war und danach Nasenbluten hatte, war ich ein wenig beunruhigt, ein Barotrauma erlitten zu haben. Es ist halt einfach keine Hilfe, Symptome zu googeln und sich dann in seinem Verdacht bestätigt zu finden. ( erklärung barotraua).  Ich wollte jedenfalls mitten im Outback, wo der nächste Doktor vielleicht n kleiner Aborigini-Wunderheiler ist,  kein Risiko eingehen und bin zum Arzt gegangen. Da man in Australien nicht mal eben einen Termin bei nem normalen Arzt bekommt, selbst wenn es akut ist, durfte ich in die Notaufnahme des Krankenhauses fahren und da erstmal ordentlich Schotter abdrücken, nur damit sich jemand meiner annimmt. Letztendlich wars glücklicher Weise kein Barotrauma sondern ein eingeklemmter Nerv. Der hat dann noch ne Woche ordentlich wehgetan, bis er sich wieder erholt hat. 

Ich war jedenfalls erleichtert, dass mit mir alles in Ordnung war und bin mit den zwei anderen weiter durchs Outback gepeitscht. Die Fahrt hat sich gezogen wie Kaugummi. Man fährt auch einfach mal nur geradeaus und das für Stunden. Die Landschaft machts einem auch nicht leichter, da sie einem eigentlich immer nur die gleichen Bilder liefert.






Wir waren dann ziemlich froh, als wir am Donnerstag in Alice Springs eingetrudelt sind. Da haben wir kurz unsere Vorräte aufgestockt, uns n Eis bei McDonalds gegönnt und sind anschließend weitergebrettert zu unserem Nachtlager. In Australien gibt’s nämlich n Straßenatlas mit hunderten freien Campingplätzen. Die haben wir jede Nacht angesteuert. Die meisten hatten nur n Wassertank, ne Sitzbank mit Tisch und wenns mal ganz luxeriös wurde, ne Toilette und n Grillplatz. Wir haben uns nur am Donnerstag mal kurz heimlich auf nem Campingplatz geduscht und dann erst wieder 5 Tage später, als wir vom Ayers Rock kamen. Ich war froh, dass ich nen Schnupfen hatte und nix riechen konnte. Wir müssen eine derbe Stinkewolke hinter uns hergezogen haben.  :)  

Von Alice Springs sind wir jedenfalls direkt zum Ayers Rock gefahren (6h Fahrt). Als der große rote Berg am Freitag zum ersten Mal in unserem Sichtfeld aufgetaucht ist, waren wir alle in Hochstimmung. Wir sind pünktlich genug angekommen, um uns den Sonnenuntergang anschauen zu können und dieses bekannte Postkartenpanorama aus nächster Nähe zu bestaunen. Am nächsten Tag wollten wir es uns dann nicht nehmen lassen, auch den Sonnenaufgang mitzunehmen. Wir sind gegen 5.30Uhr aufgestanden, die 40 Minuten von unserem freien Campingplatz bis zum Uluru Nationalpark gefahren (man kann auch direkt vorm Nationalpark campen, das kostet dann aber auch n Haufen Geld) und haben in Decken gehüllt darauf gewartet, dass endlich die Sonne aufgeht. Es war eisekalt. Wir hatten in den Nächten, die wir in der Nähe des Ayers Rock verbracht haben, jedes Mal Eis am Zelt:

Trotzdem hat sich das frühe Aufstehen richtig gelohnt, da wir mit einem super Anblick belohnt wurden. Ich habe sowohl beim Sonnenunter- als auch Sonnenaufgang zig Bilder geschossen. Hier nur ein paar Ausgewählte:




Nachdem die Sonne vom Himmel gedonnert hat und es wärmer wurde, haben wir uns vor den Ayers Rock gesetzt und erstmal in aller Ruhe gefrühstückt:

Danach haben wir uns einer kostenlosen geführten Wanderung angeschlossen. Uns wurde viel über die Aboriginies und deren Geschichten erzählt. Nach der Tour sind wir einmal um den Ayers Rock herumgelaufen. 



An vielen Stellen darf man keine Fotos machen, da das von den Aboriginies nicht erwünscht ist. Während der geführten Wanderung wurde uns immer wieder erzählt, dass der Ayers Rock für die Aboriginies heilig ist und eine besondere Bedeutung hat. Als wir um den Berg gelaufen sind, haben wir ein paar Aborigini-Kids getroffen, die davon scheinbar nix wissen wollten. Die Kids waren ausgestattet mit nem Miniradio, dass die australischen Top 10 in voller Lautstärke wiedergab und warfen hier und da ihren Müll durch die Gegend. 


Sowohl dieses als auch meine bisherigen Erlebnisse mit den australischen Ureinwohnern haben mich ziemlich desillusioniert. Heutzutage gibt es noch rund 500.000 Aboriginies in Australien. Davon leben ca. ¾ in den Städten. Von der ursprünglichen Lebensweise, den Traditionen und der spirituellen Traumzeit scheint in den Köpfen der indigenen Bevölkerung nicht mehr viel übrig zu sein. Wohin man auch geht trifft man auf betrunkene oder mit Drogen zugedröhnte Aboriginies, die in Parks und Straßenecken sitzen und auf ihre Umwelt wenig bis gar nicht oder zumindest agressiv reagieren. Die meisten snd komplett übern Berg. Dieser Anblick stimmt mich ziemlich traurig, da mir Bücher wie „Dreamcatcher“ das Bild des stolzen Ureinwohnerns in den Kopf gebrannt haben. Mit der „Dreamtime“ scheint es jedenfalls größtenteils vorbei zu sein, auch wenn sich in den Nationalparks darum bemüht wird,  diese so gut es geht weiterleben zu lassen.

Zurück zu unserem Trip: Nachdem wir jede Ecke des Ulurus gesehen hatten, sind wir weiter zu den sogenannten Olgas (die Ureinwohner nennen sie Kata Tjuta), einer Gruppe von 36 Bergen, ein paar Kilometer weiter gefahren.

Die waren genauso rot wie der Uluru aber lustiger geformt. 






Wir sind ne Weile da rumgewandert und haben anschließend wieder den Sonnenuntergang von einer Aussichtsplattform begutachtet. 

Als wir auf dem Parkplatz ins Auto steigen wollten, gabs ne kleine Überraschung: PLATTER HINTERREIFEN! 

Gut, dass in Australien ein Reserverad zur Grundausstattung gehört. Wir haben also unseren ganzen Krempel ausm Kofferraum geräumt und das Reserverad zutage befördert. Mit Hilfe einiger netter alter Herren haben wir dann das Rad gewechselt und konnten wenig später zurück zu unserem Campingplatz.




Am nächsten Morgen haben wir die nächste Werkstatt aufgesucht und Edwin hat ein 2nd-Hand-Reserverad gekauft. Der Typ aus der Werkstatt hat sich dann noch die anderen Reifen angesehen und der zweite Hinterreifen war ihm wohl ein Dorn im Auge. Mit dem würden wir nicht bis nach Darwin kommen. Also runter mit dem Reifen und rauf mit dem eben erstandenen 2nd Hand Reifen.

Seitdem hatten wir also ein Reserverad, was laut Automechaniker nur geringfügig fahrtüchtig ist. Ich bin froh, dass wir auf unserer restlichen Fahrt keinen weiteren Platten mehr hatten. 

Von der Werkstatt sind wir dann Richtung Kings Canyon gefahren. Wir haben uns Zeit gelassen und  gegen Abend eine Stunde vom Canyon entfernt unser Nachtlager aufgeschlagen. Auf der Fahrt haben wir ein wenig Brennholz gesammelt und so gabs abends Marshmallows am Lagerfeuer. Ein perfekter Tagesausklang. 
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Kings Canyons und war einer der schönsten. 











Ich war zwar schon vom Ayers Rock und den Olgas mächtig beeindruckt, aber Kings Canyon hat dem ganzen noch die Krone aufgesetzt. Wir haben uns für einen Wanderweg  um den Canyon herum (Kings Canyon Rim Walk) entschieden, welcher über die Plateaus führt, ungefähr 6 km lang ist und im Durchschnitt drei bis vier Stunden Umrundungszeit benötigt. Der Track beginnt mit einem eher steilen Stück, welches Einheimische Heartbreak Hill (oder auch Heartattack Hill wegen der steilen Passagen) nennen. Ich hab mal wieder gepumpt wie ein Maikäfer.  An der Spitze angekommen eröffnete sich uns ein beeindruckender Blick über die Schluchten, die bienenstockartigen Felsformationen auf dem Plateau und das gesamte Gebiet des Canyons. Ungefähr nach der Hälfte des Weges steigt man in ein Wasserloch hinunter, welches auch als Garten Eden bezeichnet wird, immer feucht ist und daher eine rege Fauna und Flora besitzt. 

Donnerwetter, so eine Landschaft habe ich noch nicht gesehen.  Die zerklüfteten Felsspalten haben es mir echt angetan. Und auch die kleine Oase inmitten einer furztrockenen Umgebung war der Hammer.  Wir haben uns für den  Wanderweg viel Zeit gelassen und mein Kameraauslöser kam gar nicht mehr zur Ruhe.

Vom Canyon sind wir dann wieder zurück in die Zivilisation, nach Alice Springs gefahren. Couchsurfer gabs da leider keine (zumindest niemand, der uns aufnehmen konnte), aber dafür ein nettes Hostel. Die dortige Dusche hat gefühlte 100 Kilo roten Sand von mir runtergewaschen. Ich war von oben bis unten Outback. Klamotten rot, Rucksack rot, ich rot. 

Edwin und Swantje haben nur eine Nacht im Hostel verbracht und sind am nächsten Tag Richtung West und East McDonnel (???) Ranges aufgebrochen. Ich hab noch eine weitere Nacht dort verbracht, weil ich am Abend ein Telefoninterview für einen Masterstudiengang in Ludwigsburg hatte. Meine Hauptaufgabe war daher, eine gute Telefonverbindung für den Abend zu finden. Letztendlich hab ich mir ne Telefonkarte gekauft und in der Telefonzelle um die Ecke das Gespräch geführt. Die nächste Telefonzelle war im gegenüberliegenden Krankenhaus (ich wurde gewarnt, in Alice Springs nicht im Dunkeln alleine herumzustreunern, daher wollte ich nicht den Weg bis ins Zentrum laufen). Die Ausgangsbedingungen für mein Interview hätten nicht besser sein können: ein kleiner Aboriginijunge hat im Hintergrund die ganze Zeit gebrüllt und mir gegenüber saß ein Mann mit ner fetten blutigen Binde unter der Nase. Hossa. Das Gespräch ist nicht sonderlich gut gelaufen und die Absage kam bereits. 

Am nächsten Tag hab ich im Hostel auf Swantje und Edwin gewartet und den letzten Blogeintrag in die Tasten gehämmert. Nebenbei hatte ich angenehme Gespräche mit ein paar Backpackern. Das war zur Abwechslung ganz schön, da mir Edwin ehrlich gesagt manchmal ziemlich auf die Ketten ging. Der Junge hats geschafft, dass ich ihn des Öfteren ganz schön angepflaumt habe und manchmal wär ich am liebsten bei anderen Reisenden ins Auto gehüpft und bei denen mitgefahren. Daher kam es mir ganz gelegen, mal zwei Tage für mich zu haben.

Nachdem mich die beiden abgeholt hatten, sind wir ein Stück aus Darwin rausgefahren und haben nichts weiter gemacht als unser Zelt aufzuschlagen und ins Bett zu fallen. Am nächsten Morgen gings sehr früh raus, da wir mal wieder einen ganzen Tag Fahrt vor uns hatten, um weiter in den Norden zu kommen. Auf der Strecke gabs mal wieder nix zu sehen. Nur hin und wieder haben sich die Australier was einfallen lassen und kuriose kleine Rastplätze geschaffen. Von außen sehen die meistens komplett unspektakulär aus und drinnen erwartet einen dann u.a. sowas:









Am nächsten Tag stand nochmal relativ viel Fahrzeit auf dem Programm. Gegen Nachmittag haben wir uns das Städtchen Mataranka angeschaut. Mataranka liegt innerhalb eines Nationalparks und beherbergt die Mataranka Hot Springs. Weil wir mal wieder ne Weile keine Dusche gesehen haben, war das badewannenwarme Wasser für uns wie ein Traum

Gleich bei Mataranka sind auch die sehr schön anzusehenden Bitter Springs. Während man in Mataranka eher innerhalb eines Pools rumgeschwommen ist, hatte man in den Bitter Springs gleich einen ganzen Bach zum Schwimmen. 

Ich hab mich ein bisschen gefühlt wie im Paradies, wie ich da so inmitten des Regenwaldes meine Bahn gezogen habe.



Wie gesagt fühlte man sich hier wie im Paradies, weil man inmitten des Regenwaldes schwimmen durfte und so die Natur aus einer ganz anderen Perspektive wahrnehmen durfte.

Für die nächsten paar Tage haben wir uns dann den Kakadu Nationalpark vorgenommen. Der Park gilt aufgrund seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt als einer der schönsten Nationalparks in Australien. Er umfasst ein Gebiet von etwa 19.804 Quadratkilometer und erstreckt sich fast 200 Kilometer von Nord nach Süd und über 100 Kilometer von Ost nach West.

Wegen seiner herausragenden natürlichen und kulturellen Werte hat man den Park in die Liste des UNESCO sowohl als Weltnaturerbe als auch als Weltkulturerbe aufgenommen. Man kann in dem Park ordentlich viel unternehmen. Neben einer umfangreichen Sammlung an uralten Felsmalereien bietet er großartige Landschaften, von den wild-rauen Sandsteinflanken des Hochplateaus über weitläufige Waldgebiete bis hin zu den ausgedehnten Feuchtgebieten. 














Wir haben uns 3 Tage Zeit gelassen, um alles genau unter die Lupe zu nehmen. Der erste Tag war landschaftlich einer der Schönsten. Wir sind auf einen Wasserfall rausgeklettert, der oben angekommen kleine Pools zum Schwimmen bot. 






Wir haben ewig da drin rumgeplanscht, uns gesonnt und einfach nur die Zeit genossen. Ein weiteres Highlight war der letzte Tag: da haben wir verdammt echte, wilde Krokodile im Fluss rumschwimmen sehen. Nebenbei sind uns auch noch Schildkröten, Termiten  und allerlei andere Tiere begegnet:









Völlig glücklich sind wir vom Kakadu Nationpark nach Darwin gefahren. Ich bin so froh, dass ich diesen Roadtrip unternommen habe und die Möglichkeit hatte, das Outback ausführlich zu bereisen. In nur 2 ½ Wochen habe ich so wunderschöne Landschaften gesehen, dass ich von den Erinnerungen sicherlich noch monatelang zehren kann. Der Trip hat mir auf jeden Fall nochmal ein völlig anderes Australien gezeigt und meiner Reiselust wurde wieder ein deftiger Spritzer verpasst. Nun habe ich in Australien noch eine letzte Mission, bevor es in nur 5 Wochen schon wieder nach Hause geht. Ich möchte noch die Westküste sehen. Die Zeit dafür ist reichlich knapp, aber ich hoffe, dass es irgendwie klappt. Ich werde gleich mal ein wenig im Internet recherchieren und Busunternehmen vergleichen. Vielleicht meldet sich ja in ein paar Stunden schon wieder jemand, der den nächsten Roadtrip mit mir veranstalten möchte und dann heißt es bald: HIT THE ROAD!!!! Ich kanns kaum erwarten!!