Freitag, 30. Dezember 2011

auf auf ins neue Jahr

Nach drei schönen Tagen in Phnom Penh ging es für Anja und mich weiter in Land Numero 3 – nach Vietnam. Es ist echt Wahnsinn, wie schnell die Zeit hier vergeht. Ich hab das Gefühl, dass sie ständig an mir vorbei rennt und dabei gehässig grinst. Schon am 9.Februar geht unser Flieger nach Neuseeland und bis dahin wartet noch so viel auf uns. Ganz Nordvietnam und Laos sowie der Norden von Thailand. Bereits jetzt würde ich unseren Asienaufenthalt am liebsten ausdehnen, da ich oft das Gefühl habe, noch viel mehr sehen zu wollen. Mehr Städte, mehr Nationalparks, mehr Inseln…mehr von allem halt. Besonders für Laos möchte ich mir gerne mehr Zeit nehmen. Denn so gut wie jeder Backpacker, der unseren Weg kreuzte, ist von diesen Orten begeistert gewesen. Wir können also davon ausgehen, dass auch wir uns dort wohlfühlen. Vietnam wiederum scheint die unterschiedlichsten Meinungen hervorzurufen – von abgrundtief hässlich bis wunderschön ist die ganze Palette vertreten.

Bisher gefällt es uns hier ganz gut. Die Fahrt nach Vietnam verlief jedenfalls relativ unspektakulär. Unser Visum hatten wir bereits in Phnom Penh besorgt und an der Grenze wurden wir schnell abgefertigt. Alles kein Hit. In Saigon angekommen haben wir uns auf die Suche nach einem Hostel gemacht.

Dabei hab ich mal wieder gemerkt, dass mir ein wenig Sport treiben und die damit einhergehende verbesserte Kondition sicherlich gut stehen würde. Die Häuser in Saigon sind alle eher in die Höhe als in die Breite gebaut, sodass wir mit unseren Rucksäcken ordentlich viele Stufen erklimmen mussten, um uns ein Zimmer ansehen zu können. Am Ende hab ich gepumpt wie ein Maikäfer. Hat sich aber gelohnt die ganze Sache, letztendlich haben wir ein niedliches kleines Zimmer für 5$ pro Person gefunden.

Nachdem die Sachen abgeschmissen waren, haben wir erst mal unsere nähere Umgebung erkundet. Die hatte ein wenig was von der Khao San Road in Bangkok. Wohin das Auge sah nichts als Backpacker, ein Shop am anderen und was besonderen Charme hatte: lauter kleine Straßenrestaurants mit Minitischen und Ministühlen. Das Highlight des Tages: wir trafen auf unsere ehemalige Kommilitonin und Freundin Caro sowie auf deren Kumpel Sam. Die beiden reisen auch gerade durch Südostasien und kamen genau aus der anderen Richtung, aus Nordvietnam, sodass sich unsere Wege kreuzten. Wir haben die folgenden 2 Tage zusammen verbracht. Am ersten haben wir eine Tour durch Saigon gemacht und ein paar Sehenswürdigkeiten angesehen. Den bleibendsten Eindruck hat dabei das Kriegsmuseum hinterlassen. Hier wurden ähnlich wie schon im S21-Museum in Phnom Penh Fotos von Kriegsopfern gezeigt. Der Fokus lag allerdings eher auf denjenigen, die unter den Spätfolgen vom Krieg betroffen waren, also diejenigen Opfer, die die Auswirkungen der chemikalischen Bomben (Stichwort Napalm!) am eigenen Leibe zu spüren bekamen. Das ging echt an die Nieren. Ein ganzes Museum voll von solchen Bildern:

Es ist einfach unvorstellbar, wozu der Mensch in der Lage ist. Eigentlich wollten wir 4 abends noch tanzen gehen, aber mit den Bildern des Tages im Kopf kam nicht so ganz die richtige Stimmung auf und so haben wir uns nach einem netten Abendessen recht bald in unsere Hostels verkrümelt. Am nächsten Tag ging es zu den sogenannten Cu Chi Tunneln, ca. 1 1/2h von Saigon entfernt.

An dieser Stelle mal wieder ein kurzer geschichtlicher Abriss:

Direkt unter der amerikanischen Militärbasis errichteten vietnamesische Guerilla-Kämpfer mit Schaufel und Spaten ihren wichtigsten Stützpunkt ein riesiges unterirdisches, ca. 248 Kilometer umfassender Tunnelsystem. Hier danden die Kämpfer Schutz und koordinierten ihren Widerstand. Unter der Erde entstanden ganze Städte mit Schulen, Lazaretten, Büros und Schlafgelegenheiten. Als Eingänge dienten mit Grasbewuchs und Laub getarnte Klapptüren, die durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen wie Bambusspieße gesichert wurden.

Wir waren sehr neugierig und haben uns einen spannenden Ausflug erhofft. Schon im Bus mussten wir allerdings feststellen, dass wir Teil einer enormen Reisegruppe waren. An die 30 Mann zählten wir und bei den Tunneln angekommen tummelten sich noch mehr solcher Riesenreisegruppen. Dementsprechend war es ein wahrer Kampf, die sich im Boden befindenden Attraktionen anzuschauen. Unser Tourguide Marke "Drillmaster" hat das ganze mit seinen "NOW you take photo, NOW we go next attraction" nicht viel besser gemacht. Dementsprechend hat man wenig Tunnel und viel Meute gesehen. Einzig der kurze Trip durch ein Ministück der riesigen Anlage war sehr beeindruckend. Es war wahnsinnig eng und da der Mensch vor mir einen riesigen Rücken hatte, hab ich teilweise nicht mal die eigene Hand vor Augen gesehen. Am Ende war ich recht froh, wieder Licht am Ende des Tunnels zu erblicken. :)


Nach den Cu Chi Tunneln ging es mit unserer Massentourigruppe wieder zurück nach Saigon. Wir haben noch ein wenig die Stadt erkundet, waren im Zoo und sind abends lecker Essen gegangen.


Am nächsten Tag hieß es bereits Abschied nehmen von Caro und Sam. Früh morgens ging es für Anja und mich weiter ins vietnamesische Hochland, nach Dalat. Zwar hat der Wetterbericht Regen angesagt, wir hatten aber Glück und kamen im schönsten Sonnenschein an. Trotzdem war es aufgrund der Höhenlage um einiges frischer als in Saigon, sodass ich zum ersten Mal auf dieser Reise von meiner Fleecejacke Gebrauch machen konnte. Um die Umgebung von Dalat individuell erkunden zu können und nicht wieder inmitten einer riesigen Touristengruppe festzustecken, haben wir uns dafür entschieden, mit einem sogenannten Easyrider durch die Gegend zu ziehen. Ein Easyrider ist eigentlich nix anderes als ein Motorradfahrer mit Reiseführerqualitäten. An sich hätten wir uns natürlich gerne selbst ein Motorrad ausgeliehen, da ich aber nicht lebensmüde bin und meine nicht vorhandenen Fähigkeiten beim Autofahren kenne, haben wir es lieber gelassen. Das war glaube ich eine gute Entscheidung. Die Easyrider kennen Dalat und seine Umgebung wie ihre Westentasche, sodass sie uns tolle Orte zeigen konnten. Darunter ein Wasserfall, eine Blumenfarm, eine Kaffeeplantage und -verarbeitungsstelle, eine Seidenfarm und ein Tempel.


Da ich mich ja sehr schnell von eindrucksvoller Natur begeistern lasse, gehörte der Wasserfall natürlich zu meinen persönlichen Tageshighlights. Die sogenannten "Elephant Falls" waren noch viel beeindruckender als der Wasserfall im Bokor Nationalpark. Auch die Seidenfarm war sehr interessant, da man hier die verschiedenen Produktionsstufen mit verfolgen konnte.

Am Ende des Ausflugs wartete noch ein ganz besonderes Gebäude auf uns, das „Crazy House“, wo der Name Programm ist. Das Innere der Gebäude besteht aus Höhlen, verschlungenen Gängen, gewundenen Treppen, skurrilen Möbeln und lebensgroßen Tierstatuen. Gerade Formen und rechte Winkel gibt es nicht. Egal ob Räume, Gänge, Treppen, Fenster oder Möbel - alles wirkt, als ob es in großer Hitze geschmolzen und dann in grotesken Formen wieder erstarrt wäre. Verglichen mit diesem Kunstwerk wirken die Bauwerke Hundertwassers geradezu strukturiert und normal.

Nach einem so vollgepackten Tag haben wir uns für den nächsten relativ wenig vorgenommen. Sind durch die Stadt geschlendert, am Fluss langgebummelt und bis zu einem nahegelegenen Flowerpark gekommen. Der war allerdings malwieder relativ unspektakulär: wenig Flower, wenig Park. Man hätte das Ganze auch einfach „Gewächshaus“ nennen können. Punkt. Haken hinter.

Aber das sich manche vom geliebten Lonely Planet so hoch angepriesene Attraktionen nicht immer bewahrheiten, haben wir ja schon des Öfteren Mal festgestellt. Da sieht man irgendwann mit einem lachenden Auge drüber weg. Trotzdem ist es faszinierend zu sehen, wie es eine solche Reisebibel die Massen zu lenken vermag. Für die dort angegebenen Hostels und Cafes steigen aufgrund von hoher Beliebtheit oft die Preise, die erwähnten Sehenswürdigkeiten sind überlaufen und es gibt sogar schon T-Shirts mit dem Aufdruck „Loosers Plan It“. J Sehr bezeichnend. Wer von euch nix zu tun hat, sollte sich mal daran versuchen, einen richtigen Geheimtipp-Reiseführerzu verfassen und damit etwas zu erschaffen, was der Lonely Planet leider nicht mehr ist.

Lonely Planet hin oder her, nach 3 sehr schönen Tagen in Dalat machten wir uns auf nach Nha Trang, unser Weihnachtsdomizil. Hier hatten wir seit Langem mal wieder einen Strand vor der Nase. Allerdings hat das Wetter nicht gerade zum planschen eingeladen. Es war relativ kühl und auch wenn wir nicht mehr im Hochland waren, musste die Fleecejacke trotzdem wieder rausgeholt werden. In Nha Trang trafen wir auf Nacho unseren Spanier, mit dem wir von Zeit zu Zeit zusammen reisen und der bereits eine gewisse Konstante für uns bildet. So war für uns klar, dass wir Weihnachten zusammen verbringen müssen. Wir haben Tür an Tür gewohnt und haben uns einen riesigen Balkon mit Meerblick geteilt. Der Weihnachtstag verlief mal so ganz anders, als das in Deutschland normalerweise der Fall ist. Zunächst einmal haben wir uns ein dekadentes Pancake-Frühstück gegönnt, anschließend wurde eine kleine Shoppingrunde gestartet und danach hab ich mir eine Massage zu Weihnachten geschenkt. Die wäre auch richtig entspannend gewesen, hätte die junge erkältete Masseuse nicht ständig ihren Rotz hochgezogen. Sehr angenehm……

Trotzdem hat es mir mein Rucksack-Rücken gedankt.

Anschließend sind wir mit Nacho ein wenig am Strand spazieren gegangen, bevor es ab vor den Laptop und per Skype ins heimische Wohnzimmer nach Potsdam ging. Dort wurde dann auf beiden Seiten beschert und trotz der tausenden Kilometer, die mich und meine Eltern trennten, war es sehr schön. Abends sind wir zu dritt nett Essen gegangen und abends wollten wir eigentlich tanzen gehen. Nha Trang hatte aber relativ wenig zu bieten, sodass wir schon kurz nach Mitternacht wieder Richtung Hostel marschiert sind. Generell hat mir Nha Trang nicht so sehr gefallen.

Keine schönen Häuser, viele hässliche Hotels aneinander, und der Hauptanteil der Touristen wird von Russen abgedeckt (das soll jetzt nicht gemein klingen, aber irgendwie sind mir die meisten bisher nicht so sympathisch). Ich war dementsprechend froh, als es von Nha Trang weiter nach Hoi an ging. Diese Stadt war dann schon sehr viel mehr nach meinem Geschmack, neben Siem Reap vielleicht sogar die schönste, die ich bisher auf unserer Reise gesehen habe. Die Altstadt ist sehr gut erhalten und wirklich niedlich. Hier lässt es sich gut leben, besonders wenn, wie während unseres Aufenthalts, die Sonne vom Himmel strahlt. Nachts sind die Straßen in der Nähe des Flusses von lauter Lampen beleuchtet – das Ganze hat sehr viel Charme.

An unserem nächsten Tag in Hoi An haben wir uns zur Abwechslung mal wieder 2 Drahtesel ausgeliehen, um zum 5km entfernten Strand zu radeln - bei Sonnenschein. Zwar war die Tour mal wieder ein kleines Abenteuer und ich hatte das Gefühl, dass meine Knie beim Treten die Ohren berühren, aber der Strand an sich war schön und vor allem - fast VERLASSEN. Es haben sich abgesehen von uns nur ca. 2 Familien und eine kleine Armbandverkäuferin dort rumgetrieben.

Hoi An ist neben seiner schönen Architektur vor allem als Schneiderparadies bekannt. Hier reiht sich ein Schneider an den anderen und man kann sich für wenig Geld maßgeschneiderte Mäntel, Anzüge und sogar Schuhe herstellen lassen. Auch Wind- und Wetterjacken der Marke The Northface kann man hier schon für schlappe 20€ abstauben. Anja und ich haben uns jeweils mit nem Rucksack für 10€ eingedeckt, weil unsere kleinen Knirpse doch nicht so das Gelbe vom Ei sind und wir für eine ordentliche Wanderung (Neuseeland!) eine gute Polsterung für den Rücken benötigen.

So…nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich mit meinen Ausführungen endlich beim heutigen Tag angekommen. Wir sind nämlich heute früh im dicksten Regen von Hoi An nach Hue aufgebrochen (Nacho nach). Hier werden wir morgen ins neue Jahr hineinfeiern. Bisher haben wir noch nicht allzu viel von der Stadt gesehen, da das Wetter ziemlich mistig ist und meine Fleecejacke nun auch noch von meiner Regenjacke Gesellschaft bekommt. Ich hoffe sehr, dass es morgen besser wird. Wenn ich schon nicht mitm Cocktail am Strand liegen kann, dann will ich wenigstens kurzärmelig ins neue Jahr schreiten.

Tja ihr lieben, wenn ihr das hier lest, dann ist schon der 31.12. Das Internet hier im Hostel ist so langsam, dass ich mir sicher nen Wifi-Café suchen muss, um alle Bilder und letztendlich den Eintrag hochzuladen. Ich wünsche euch alle einen wundervollen Rutsch ins neue Jahr. Lasst es ordentlich krachen, aber vorsichtig mit der Knallerei, sonst sind die Finger ab und ich krieg keine Mails mehr von euch.

Seid ganz herzlich gedrückt. Bis zum nächsten Jahr. :)