Der letzte Stand der Dinge: Anja und ich in Siem Reap auf großer Tempelerkundungstour. Wir hatten uns für ein 3-Tages-Ticket entschieden, da uns ein Tag definitiv zu kurz und sieben ein wenig zu lang erschienen. Das war definitiv eine gute Entscheidung. Bei unserem ersten Besuch sind wir die kleine Tempelrunde abgefahren, beim zweiten die große und am letzten Tag haben wir uns zwei klapprige Räder ausgeliehen, mit denen wir dann von Tempel A zu Tempel B, C, D…. gestrampelt sind. Da ich es mir allerdings am Vortag unserer Radtour nicht nehmen lassen wollte, einen eimergroßen Cocktail in mich hineinzuschütten, war ich am besagten Radeltag alles andere als in Höchstform und nachdem wir Angkor Wat erreicht hatten, ist mir erst mal direkt schwarz vor Augen geworden und ich stand komplett im Schweiße. Also erst mal Beine hoch, Wasser getrunken und tief durchgeatmet. Danach ging es schon etwas besser und wir konnten im Schneckentempo alles besichtigen. Ich fahr zwar wirklich leidenschaftlich gerne Fahrrad, aber nach dieser Tour war ich unglaublich froh, meinen Drahtesel loszuwerden. Man müsste gefühlte 1000 Tretbewegungen pro Sekunde machen, um überhaupt in Bewegung zu bleiben.
Noch ein kurzer Einschub: wir haben die Tempel nicht 3 Tage hintereinander besucht. Einen Tag lang haben wir einen Kochkurs für kambodschanische Küche absolviert. In erster Linie aus Interesse am Essen der Einheimischen, in zweiter Linie weil wir uns davon ein nettes Kochgrüppchen erhofften, mit dem wir uns sozialisieren könnten. Leider waren Anja und ich die einzigen, die zum Kochkurs aufschlugen. Nach einer kurzen Enttäuschung darüber ging es ziemlich schnell los. Wir sollten uns jeweils eine Vor- und eine Hauptspeise aussuchen und diese dann selbst zubereiten. Auf meinem Menü standen Lok Lak (ein typisches kambodschanisches Gericht) und vegetarische Frühlingsrollen, Anja hat sich an Amok (weiteres typisches Gericht) und einem Banana-Flower-Salad probiert. Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen:
Wie ihr seht, hätte man von den Portionen eine ganze kambodschanische Großfamilie ernähren können. Wir mussten irgendwann kapitulieren und uns mit unseren Mitnehmbeutelchen Richtung Hostel rollen – es hat einfach nix mehr reingepasst ….. Einschub Ende. J
Nach einer wundervollen Woche in Siem Reap sind wir schließlich in den Süden gefahren, um mal wieder ein wenig Meerluft um die Nase gewedelt zu bekommen. Unser Ziel: Sihanoukville. Die Fahrt dorthin haben wir in einem Nachtbus mit Schlafsitzen verbracht, was an sich äußert angenehm sein könnte.
Man sollte aber nicht die Straßenverhältnisse hier unterschätzen – man fährt teilweise auf den reinsten Buckelpisten umher. Ich hab daher versucht, meine Zähne so weit wie möglich außer Reichweite des metallenen Bettstange, um nicht am nächsten Morgen zahnlos durch die Welt zu rennen. Nach der Hälfte der Strecke wurden die Straßenverhältnisse etwas besser und so konnte ich sogar ein wenig schlafen. Trotzdem kamen wir am nächsten Morgen völlig fertig in Sihanoukville an. Zusammen mit Louise, einer Französin, die wir (wie sollte es auch anders sein) auf der Busfahrt kennengelernt hatten, sind wir auf Zimmersuche gegangen und relativ schnell fündig geworden: ein riesen Zimmer für jeweils 4$ pro Nacht.
Hier ließ es sich gut aushalten. Sihanoukville an sich war nichts Besonderes. Es gab einen netten Strand, schöne Inseln in der näheren Umgebung und einige tolle abendliche Lokalitäten. Wir haben die Zeit mit intensivem Nix-Tun verbracht. Sonnen, lesen, planschen und wieder sonnen. Für die abendlichen Aktivitäten hab ich eine tolle Bar/Hostelanlage namens „Utopia“ für mich entdeckt, die ich gleich ins Herz geschlossen habe:
Rein optisch war der Name Programm. Hier wurde abends ordentlich laut Dubstep gespielt mit richtig Rumms, eine Wohltat für die David Ghuetta und Pitbull geplagten Ohren.
Da wir unsere Zeit nicht nur an ein und demselben Strand verbringen wollten, haben wir an unserem vorletzten Tag einen Inselhopping-Ausflug unternommen. Der war sehr sehr toll. Hier ein paar Impressionen:
Wir waren also schnorcheln (ich zum ersten Mal, hatte ständig Wasser in der Maske!!), haben an einem verlassenen Strand im Wasser geplanscht und ein leckeres Barbeque genossen. Unsere bunte Ausflugsgruppe wurde von einer Gruppe Einheimischer abgerundet. Das Völkchen schien es aber auf keine der angebotenen Aktivitäten abgesehen zu haben. Die Mädels waren alle geschminkt, als müssten sie gleich auf die nächste Theaterbühne und statt Schnorcheln war Nachschminken angesagt und kurz vorm Strand musste natürlich erst mal das Outfit gewechselt werden. Die Leutchen waren echt die Perfektion in Reinform. Ich konnte das nicht so gut nachvollziehen, aber die werden schon ihre Gründe gehabt haben, einen 10$ Trip zu buchen, ohne irgendetwas davon wahrzunehmen. Vielleicht reichte ihnen ja schon der Anblick des Wassers als Erfrischung.
Nach unserem Inselhopping Tripp ging es mit Barhopping weiter. Ich muss sagen, dass es sich bei 0.50$ pro Bier und 2,50$ pro Cocktail echt gut durch die Gegend hoppen lässt. J Der nächste Tag wurde nochmal an unserem Standardstrand verbracht und nach einem abendlichen letzten Drink im liebgewonnenen Utopia ging es am nächsten Morgen frühzeitig weiter, nach Kampot, einem Ort, der uns von anderen Reisenden ans Herz gelegt wurde. Kampot ist ein sehr angenehmes Fleckchen Erde mit teilweise sehr schöner Architektur. Am ersten Tag haben wir uns mal wieder Räder ausgeliehen, diesmal deutlich bessere als in Siem Reap. Mit denen hat das Radeln Spaß gemacht und ich kam mir so vor, als würde ich durch Babelsberg preschen. Die ärmlichen Häuschen am Straßenrand und die vereinzelt grasenden Kühe haben mich aber schnell wieder in die Gegenwart zurückgeholt.
Zwischendurch haben wir in ner netten Hotelanlage was getrunken und abends den Sonnenuntergang in Gesellschaft der Kampot-Jugend genossen.
An unserem nächsten Tag in Kampot wollten wir den nahegelegenen Bokor-Nationalpark unter die Lupe nehmen. Eine geführte Tour sollte es sein, die Trekking, eine Wasserfallbesichtigung und die Besichtigung einer Bergstation zum Inhalt haben sollte. Ich sag euch: die ganze Aktion war von vorne bis hinten ein Reinfall. Zunächst einmal ging es damit los, dass unser Bus morgens ewig nicht aufgetaucht ist. An und für sich okay, wir sind ja in Asien. Als wir jedoch endlich abgeholt wurden, stellte sich nach kurzer Zeit raus, dass wir im falschen saßen. Man schmiss uns einfach raus und wir mussten auf unseren eigentlichen Bus warten. Der brachte uns Richtung Nationalpark. Dort angekommen gab es nicht wirklich was zu sehen. Wir waren uns zwar darüber im Klaren darüber, dass die Bergstation verlassen sein würde, dass wir aber nur ein paar einsturzgefährdete Gebäude mit und wenig attraktive Ruinen vorfinden würden, damit haben wir nicht gerechnet. Diese befanden sich in großen Abständen zueinander, so dass wir alle 5 Minuten aus unseren Minibus ausgestiegen sind, um dann zu hören „Once, there was a post - office till THE COMPANY decided to destroy it“ Irgendwie schien der ganze Park von dieser mystischen „Company“ befallen worden zu sein. Ihr wurde der Bau eines riesigen Restaurants und eines Hotels, die Rodung von Waldflächen, der Abriss der alten Gebäude sowie die Vertreibung sämtlicher Tierarten zugeschrieben. Wir haben uns also immer einen Hauch von Nichts angesehen und wussten nicht so recht wo hin mit uns. Anstatt wildlebender Tiere beguckten wir ein Poster mit den früher im Bokor-Park lebenden Tieren. Trekking fiel auch ganz spontan flach, weil es angeblich seit einer Woche nicht mehr gestattet ist. Aha. Und das wusste der Tourveranstalter nicht vorher? Wir fühlten uns ziemlich verarscht, war es doch das Trekking gewesen, auf das wir uns neben dem Wasserfall am meisten gefreut hatten. Zumindest letzterer war sehr toll, sodass sich unsere Laune doch noch etwas besserte zum Ende hin. Neben den Wasserfallbildern noch ein paar weitere Impressionen:
Abends sind wir dann noch mit einem Boot nen Fluss entlanggeschippert und am nächsten Tag ging es auch schon wieder weiter: auf nach Phnom Penh. Hier sind wir seit einem Tag. Dafür, dass jeder in den schlechtesten Tönen über diese Stadt gesprochen hat und wir uns dementsprechend auf das Schlimmste gefasst gemacht haben, ist die Stadt gar nicht mal so übel. Im Gegenteil. Eigentlich gefällt es uns hier sogar ganz gut.
Heute haben wir uns die sogenannten Killing Fields und das Museum S-21 angesehen, ich bediene mich mal wieder kurz Wikipedia, da die das sehr gut auf den Punkt bringen: Die Killing Fields sind eine Reihe von etwas mehr als dreihundert Stätten in Kambodscha, an denen bei politisch motivierten Massenmorden konservativen Schätzungen nach 200.000 Menschen umgebracht wurden. Die bekannteste Stätte der Killing Fields befindet sich in Choeung Ek, in der Nähe von Phnom Penh, auf der bis zu 17.000 Menschen umgebracht wurden. Besonders einprägend dabei sind die Bilder tausender Totenschädel und anderer menschlicher Überreste, welche die Felder Kambodschas übersäten. Um Munition zu sparen, wurden die Todgeweihten in diesem Exekutionszentrum nicht erschossen, sondern mit Eisenstangen, Äxten oder ähnlichem erschlagen. Kinder wurden gegen Bäume geschlagen, bis sie tot waren. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, die auch heute noch deutlich sichtbar auf dem Gelände vorhanden sind.Der größte Teil der ermordeten Menschen stammt vermutlich aus dem Gefängnis Tuol-Sleng (S-21) in Phnom Penh, das als Folter- und Verhörzentrum diente. Davor war es ein Gymnasium, heute ist es ein Museum.
Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie uns beim Besuch dieser zwei Stätten zumute gewesen ist, ich verzichte hier auf Einzelheiten.
Morgen werden wir uns den Royal Palace ansehen. Das heißt, viel Prunk und Kitsch. Das klingt gemein und ich will mich nicht über die heiligen Stätten der Asiaten lustig machen, aber wenn einem sowas begegnet, lässt sich einfach kein anderes Wort als Kitsch finden:
Am Samstag werden wir uns auf den Weg nach Vietnam begeben. Erster Anlaufpunkt: Ho Chi Minh City (veraltet: Saigon). Hier treffen wir eine Kommilitonin aus Magdeburg, die auch gerade Südostasien bereist. Ich hoffe, wir werden nicht von verrückten Moto-Fahrern umgenietet. Es ist scheinbar alles andere als einfach, in vietnamesischen Großstädten eine Straße zu überqueren.
Das müsst ihr euch mal anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=LlyOom0bwwY
In diesem Sinne verabschiede ich mich für heute und lasse wieder etwas von mir hören, sobald ich in HCMC bin.
Lasst euch weiterhin Stollen und Glühwein schmecken. Hier ist es nach wie vor unglaublich heiß und der Gedanke an jegliche weihnachtlichen Gebräuche wirkt völlig absurd.
Ich drücke euch aus der Ferne.
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