Zur Erinnerung: Die letzte Nacht in Phuket haben Anja und ich in der letzten Absteige verbracht. Für nur 2€ pro Person waren wir dabei und haben daher auch keinen Luxus erwartet. Wir hätten auf dem Boden schlafen können, so hart und durchgelegen waren die Matratzen. Mit lädiertem Rücken und hundemüde haben wir uns am nächsten Morgen in aller Frühe ausm Bett gepellt, um rechtzeitig in Richtung Koh Pha Ngan aufzubrechen, eine Insel südöstlich von Thailand. Da Phuket im Südwesten liegt, mussten wir mit dem Bus das Festland überqueren und dann ab auf die Fähre. Bis zur Fähre war alles super. Bequemer Bus, schöner grüner Ausblick – alles cool. Dann gings auf die Fähre – weniger cool. Waren wir sonst in großen Booten unterwegs, sahen wir uns diesmal einer kleinen Nussschale entgegen, die schön im Takt der Wellen durch die Gegend geschaukelt ist. Mein Magen hat erst mal einen imaginären Angstschlenker unternommen, bevor er letztendlich nach 1 ½ Stunden keine Lust mehr auf das ganze Hin und Her hatte und mich Richtung Klo gezogen hat. Da war ich dann noch 1-2 weitere Male, bis endlich Land in Sicht war.
Wir sind erst im Dunkeln auf Koh Pha Ngan angekommen, mal wieder sehr viel später als geplant. Aber daran haben wir uns mittlerweile schon gewöhnt. Dennoch war eigentlich der Plan, im Hellen in aller Ruhe nach ner Unterkunft zu suchen. Daraus is nichts geworden, wir haben gleich die erstbeste genommen, eine Hippiekommune vom allerfeinsten. Hier haben sich Dauerdrogenkalle und Austeigerpeter die Klinke in die Hand gegeben und die Gespräche sind nach kurzer Zeit immer wieder zum Dauerbrenner „Drogen“ zurückgekehrt. Ist zwar nicht so meine Welt, aber dennoch: die Stimmung war hier wie nicht anders zu erwarten sehr entspannt und die Leute angenehm. Unser Bungalow lag direkt am Strand, mit der obligatorischen Hängematte und Palme vor der Tür.
Auch wenn wir uns in dieser heilen Hippiewelt gut aufgenommen gefühlt haben, sind wir dennoch am nächsten Morgen auf Empfehlung vom Süden der Insel in den Norden getuckert, da es dort sehr viel schöner sein sollte, was die Strände angeht. Wir wurden von Achim, einem deutschen Auswanderer, der auf Koh Pha Ngan nun sein Glück gefunden hat, abgeholt und zu dessen Bungalowanlage kutschiert. Die Bungalows hatten Hanglage und boten uns einen wunderschönen Blick aufs Meer. Einziges Manko: die Bungalows waren größtenteils offen, sodass sämtliche Mücken und Geckos leichtes Spiel hatten und sich bei uns selbst einluden. Ich hab damit jetzt nicht so ein großes Problem, Anja allerdings hatte mit dem ganzen Viehzeug ziemlich zu kämpfen und so blieben in Anbetracht eines fast 30 Zentimeter großen Geckos im Bad Panikattacken nicht aus. Aus diesem Grund mussten wir unseren neugewonnenen Kumpel Achim nach schon einer Nacht wieder verlassen und uns nach einer geschlosseneren Unterkunft umsehen. Die war schnell gefunden und hat auch nur 1€ mehr gekostet. Wir waren nun noch näher am Strand und noch dazu in einem schicken Ressort.
Es hat uns so gut gefallen, dass ich mich dazu entschloss, hier meinen Geburtstag zu verbringen. Geplant, getan. Eine Nacht vorher hatte ich allerdings mein erstes großes Tief. In dem Ressort war nämlich so rein gar nix los. Das Restaurant wurde schon 21Uhr geschlossen, das Wifi gekappt und es gab keine Möglichkeit, bezahlbaren leckeren Alkohol zum Anstoßen aufzutreiben. Keine lieben Eltern vor Ort und auch viele andere liebe Menschen meilenweit entfernt. Anja hat jedoch um 0Uhr ein kleines Päckchen meiner Eltern hervorgezaubert, welches meine Laune um 180° gedreht hat.
Vielen vielen lieben Dank nochmal dafür. Hab mich gefreut wie ein Schneekönig. Zu meinem Geburtstag hab ich mir dann mal ordentlich was gegönnt und mir eine anständige Massage genehmigt. War das herrlich… Anschließend wollten wir einen auf der Landkarte ausgewiesenen Wasserfall besuchen. Trotz Regenzeit empfing uns allerdings nur ein lächerlich kleines Bächlein.
War aber nicht weiter schlimm, hier wird uns schließlich noch so manch anderer Wasserfall begegnen.
Da ich nicht auch noch in aller Stille aus meinem Geburtstag rausfeiern wollte und wir am nächsten Tag sowieso unsere Fähre Richtung Festland kriegen mussten, sind Anja und ich wieder in den Süden gefahren und haben uns ein Hostel in dem Ort am Pier gesucht. Hier hatte uns nach 3 eremitenhaften Tagen die Zivilisation wieder und endlich konnten wir ordentlich anstoßen und nachmittags noch n stück geburtstagskuchen verhaften.
Zuviel Alkohol wollte ich dennoch nicht trinken, da mich mein Magen an die Fährfahrt am folgenden Tag erinnerte.
Die verlief aber glücklicherweise sehr viel entspannter als die erste. Die Sonne strahlte vom Himmel und das Wasser war angenehm ruhig. Außerdem trafen wir bereits beim Warten auf die Fähre sehr nette Menschen – SÜDAFRIKANER! Da war ich natürlich gleich wieder mit meinem Kopf in Kapstadt und es wurde munter drauf los gequasselt. Auf der Fähre komplettierte dann noch ein sehr sympathischer Hamburger die Gesprächsrunde, sodass ich mich sehr wohl fühlte und kein Gedanken an mögliche Brechattacken verschwendete. Wir hätten ruhig noch ein wenig länger auf der Fähre bleiben können, da sich nach der Fährfahrt die Wege schon wieder trennten. Das ist irgendwie schade, denn bisher haben wir meist nur auf Reisen nette Menschen kennengelernt. Da die meisten Unterkünfte Gasthäuser sind, gab es bisher noch keine richtigen gemeinschaftlichen Aufenthaltsräume, in denen man gleichgesinnte Rucksacktouristen hätte kennenlernen können. Es dominieren Pärchen und Pauschaltouristen das Bild. Auf der Straße trifft man zwar öfter auch mal auf nett aussehende Leute, aber die will man dann ja auch nicht gleich anquasseln.
Jedenfalls zog es unsere Fährbekanntschaften in die unterschiedlichsten Richtungen und uns nach Bangkok. Mal wieder mit einem Nachtbus. Zum Glück diesmal ohne Zwischenfälle und fehlendes Gepäck. 5Uhr morgens wurden wir nahe der Khao San Road rausgeschmissen. 6Uhr durften wir in unser Hostel einchecken und haben dort den Schlaf der Gerechten getätigt. Mittags gings dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Busbahnhof, um die Weiterfahrt nach Kambodscha zu sichern. Für wenig Geld gabs ein Ticket, dass uns 2 Tage später zum Grenzübergang Poipet bringen sollte. Den letzten Tag in Bangkok haben wir mit einer angemessenen Shoppingrunde verbracht, die ähnlich wie in Deutschland abgelaufen ist. Hochmotiviert hab ich mich ins Getümmel gestürzt und frustriert kam ich wieder raus. Die Händler werben hier immer mit „One Size, one size“. Das is ja alles schön und gut, aber wie soll mir bitte ein Kleid passen, das eigentlich eher für Menschen von Anjas Statur geschneidert wurde? Da ich also keine Lust auf Presswurst-Optik hatte und den Gummizug der Klamotten nicht überstrapazieren wollte, blieb der Geldbeutel verschont und mein Geld wurde erst in Kambodscha wieder in Umlauf gebracht. Die letzten paar Baht gingen jedoch noch für ein Erlebnis der besonderen Art drauf: den Baiyoke Sky Tower – das höchste Gebäude Thailands und mit 84 Stockwerken eines der höchsten Hotelgebäude der Welt. Hier lag uns ganz Bangkok zu Füßen und mit so viel Abstand betrachtet war einem die Stadt sogar ein wenig sympathisch:
Dieser Ausflug hat unsere Zeit in Thailand mit einem sehr schönen Erlebnis enden lassen.
Frohen Mutes und mit unheimlicher Vorfreude haben wir am nächsten Morgen Abschied von den Thais genommen und sind am Busbahnhof in einen unglaublich tollen Bus geklettert, der mit breiten Sitzen und einer kleinen Verpflegung sofort bei uns punkten konnte.
Am Grenzübergang in Kambodscha lief alles glatt und nach kurzer Zeit waren wir im „Kingdom of Cambodia“. Vom Grenzübergang ging es mit einem Shuttlebus zum Busbahnhof und von dort dann nach Siem Reap, unserem derzeitigen Aufenthaltspunkt. Auf Empfehlung unseres netten Kanadiers hatten wir bereits im Vorfeld ein Hostelzimmer gebucht und es hat sich als ein echter Glücksgriff erwiesen.
Zwar sind wir noch nicht lange in Siem Reap, es gefällt uns allerdings schon richtig gut. Die Stadt versprüht einen unglaublichen Charme, der mich schon jetzt in seinen Bann gezogen hat. Die Menschen hier sind so unglaublich freundlich und liebenswürdig trotz der Armut, von der sie umgeben sind. Kambodscha gilt als eines der ärmsten Länder der Welt und blickt auf eine grausame Vergangenheit zurück. Von 1975-1979 nahmen die Roten Khmer das Land ein und lösten eine der weltweit blutigsten und grausamsten Revolutionen aus. Wikipedia sagt dazu Folgendes :
„ Das Regime zerschlug die bestehenden Gesellschaftsstrukturen, um die Voraussetzungen für eine vorgeblich uniforme und egalitäre Gesellschaft nach maoistischem Muster zu schaffen. Die westliche Welt hat dieses rigorose Regime bald als "Steinzeit-Kommunismus" bezeichnet. Phnom Penh wurde innerhalb von 24 Stunden nahezu komplett entvölkert. Hunger und Krankheiten rafften große Teile der Bevölkerung dahin. Man zwang die Menschen aus den Städten aufs Land, um Kooperativen für Reisanbau zu bilden. Insgesamt forderte die Regierung Pol Pots zwischen 1,4 und 2,2 Millionen Opfer, vor allem Beamte, Intellektuelle und buddhistische Mönche, die in etwa 100 Vernichtungslagern gefoltert und hingerichtet wurden, weil sie Widerstand geleistet hatten oder einfach der „Bourgeoisie“ angehörten, wobei es oft ausreichte, lesen zu können oder eine Fremdsprache zu sprechen. Einfache Bürger starben auf dem Land an Entkräftung und Krankheiten als Folge der harten Märsche und Arbeit.“…..
Sicherlich werden wir noch mehr von der Armut zu sehen bekommen, wenn wir uns in ländlichere Gebiete begeben. Schon in Siem Reap fällt es uns sehr schwer, an den Menschen, die einem etwas anbieten wollen, achtlos vorbeizugehen. Vor allem, wenn diese Menschen kleine Kinder sind. So hat uns unsere Gutmütigkeit schon manchen Dollar ausgeben lassen und uns unter anderem dieses Erlebnis beschert:
Solche Fisch-Doktoren, die die Füße reinigen und abgestorbene Hautpartikel entfernen, gibt es zwar an jeder Ecke, bisher konnten wir aber ganz gut widerstehen. Gestern allerdings haben uns zwei kleine Jungen weich werden lassen. Also hieß es rein ins kühle Nass. Ich hab mich erst mal vor Lachen nicht mehr eingekriegt, da ich wahnsinnig kitzelig bin und so n Fischmund am Fuß sich sehr ominös anfühlt.
Aber gut, wieder um eine Erfahrung reicher. Abends haben wir uns in eine der vielen Bars gesetzt und für schlappe 1,50$ Cocktails getrunken. Anschließend haben wir noch den Partyfinger in die Luft gestreckt und in einer Bar mit dem ansprechenden Namen "Angkor what?" die Puddingärmchen zu Elektro/Indie/Partyschranzmusik wackeln lassen.
Allerdings ganz gesittet nur bis kurz nach Mitternacht, da wir für den nächsten, also quasi den heutigen Tag, fit sein wollten.
Heute stand nämlich die beeindruckende Tempelanlage Angkor auf dem Programm. Mehr dazu, insbesondere viele Bildchen, gibts, wenn ich mal wieder ein schnelleres Internet habe.
In diesem Sinne werde ich versuchen, bis zum nächsten Blog etwas weniger Zeit vergehen zu lassen und ordentlich was zu erleben. :)
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